Desktopoberflächen

Desktopumgebungen

Zum Thema “Qual der Wahl” habe ich ja schon andere Beiträge geschrieben. Dies ist Teil 3.
Teil 1 der Serie: Windows-Programm-Alternativen
Teil 2 der Serie: Welche Distribution ist die Richtige?
Teil 4 der Serie: Browser – Die Qual der Wahl

Dadurch dass es viele dieser Distributionen auch mit verschiedenen Oberflächen gibt, möchte ich hier mal einen kleine Auswahl an Oberflächen aufzählen. Diese sind die gängigsten und bei vielen Distributionen bzw. Flavors verfügbar.
Als prominentes Beispiel wäre hier Ubuntu abzuzählen.
Ubuntu kommt mit Gnome, Kubuntu mit KDE, Xubuntu mit Xfce, oder Ubuntu Cinnamon mit dem Cinnamon-Desktop.

Als Oberfläche, oder auch Desktopumgebung (engl. Graphical User Interface) bezeichnet man ein Programm, das dem Benutzer das Bedienen des PC mit kleinen Hilfsprogrammen erleichtern soll. Dazu gehören beispielsweise der Windows-Manager, der sich darum kümmert, dass die Fenster richtig dargestellt und positioniert werden, oder Programme, mit denen sich das Aussehen der Oberfläche anpassen lässt. Je nach Betriebssystem ist die Desktopumgebung entweder fest ein programmiert, wie bei Windows-Systemen oder bei Mac OS oder flexibel gekoppelt sind, wie bei Unix-ähnlichen System wie Linux, was den Vorteil hat, dass die Oberflächen ausgetauscht werden können. Aber auch ohne Window-Manager verfügen Unix-ähnliche Betriebssysteme über eine sehr minimalistische Oberfläche, dem X Window System, kurz X11 oder X.org. Auf diesem System bauen alle Umgebungen auf.
Aber dennoch sind alle Desktopumgebungen unter unix-ähnlichen Systemen nur optional. Auch wenn Oberflächen von Desktopsystemen nicht mehr weg zu denken sind, so haben Server z.B. keinerlei grafische Oberfläche. Die Benutzung erfolgt nur über die Kommandozeile.

KDE – K DESKTOP ENVIRONMENT

KDE ist eine Oberfläche für unixartige Systeme, die mit dem Ziel entwickelt wird, vollwertig, konsistent und leicht bedienbar zu sein.

Das KDE-Projekt wurde 1996 von Matthias Ettrich ins Leben gerufen. Der damalige Name war Kool Desktop Environment. Doch im Laufe der Entwicklung verlor “Kool” als Bezeichnung an Bedeutung und es verblieb nur noch das K ohne weitere Bedeutung. Das Projekt orientierte sich damals an der proprietären Unix-Oberfläche CDE, sowohl im Funktionsumfang als auch im Namen. KDE setzt auf die Programmiersprache C++ und die bereits vorhandenen Qt-Bibliotheken der Firma Trolltech.

Im Juni 2005 wurde bekannt, dass das KDE-Projekt und die Wikimedia Foundation eine Kooperation anstreben.
Geplant ist insbesondere, Inhalte von Wikimedia-Projekten über eine Web-Service-Schnittstelle für KDE-Programme anzubieten.

Die folgenden Personen und Unternehmen unterstützen das KDE-Projekt: Trolltech, Nokia, Wikimedia e.V., Free Software Foundation, openSUSE, Canonical, Red Hat

Link: https://www.kde.de

KDE Plasma Desktop
GNOME

Logo GNOMEDer GNOME-Desktop soll Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit betonen. Die Software soll einfach funktionieren.

GNOME (damals GNU Network Object Model Environment) wurde 1997 von Miguel de Icaza und Federico Mena initiirt und war damals die Antwort auf KDE.

Das GNOME-Projekt verwendete zur Progammierung anfangs noch die Qt-Bilblitheken von Trolltech, die aber unter einer nicht freien Lizenz standen. Um diesem Problem zu begegnen und um eine Software zu entwerfen, die nur aus komplett freier Software besteht, wurden von den GNU Mitglieder 2 neue Projekte ins Leben gerufen: Das Projekt Harmony und das neue GNOME Projekt. Das Projekt Harmony hatte zur Aufgabe eine freie Alternative zu den Qt-Bibliotheken zu produzieren, das GNOME Projekt sollte einen Desktop erstellen, der nur aus freier Software besteht. Trolltech gab darauf hin bekannt die Qt-Bibliotheken unter die GNU GPL zu stellen. Doch das Projekt entschied sich, das in GIMP verwendete GIMP Toolkit (GTK+) zu verwenden, das unter der LGP lizenziert ist und einen wesentlich größeren Freiraum an möglichen Lizenzen zulässt. Durch die Verwendung der Programmierspache C anstelle C++ wie bei Qt, versprach man sich eine bessere Portabilität und eine bessere Anbindung an andere Programmiersprachen.

GNOME war ursprünglich nur für GNU/Linux gedacht, fühlt sich mittlerweile aber auch unter anderes UNIX-Betriebssystemen, wie den BSD-Varianten, sowie AIX, IRIX, HP-UX und Solaris wohl.
Die folgenden Unternehmen unterstützen das GNOME-Projekt: Mark Shuttleworth, Debian, Intel, Novell Inc., Free Software Foundation, Google Inc., Hewlett-Packard, IBM, Motorola

Link: https://www.gnome.org

Gnome Desktop
MATE

MATE enstand 2021 als Abspaltung von GNOME 2. MATE leitet sich, wie der Name schon vermuten lässt, von der Mate-Pflaze ab und dient auch als Backronym MATE Advanced Traditional Environment.
Nach einer Vorstellung in einem Arch-Linux-Forum wurde die erste Version im Juni 2011 bekannt gegeben.

MATE wurde entwickelt, als GNOME 2 zu GNOME 3 weiterentwickelt wurde, aber dadurch das Bedienkonzept stark verändert wurde, was vielen Benutzern nicht gefiel und sie sich das alte Bedienkonzept zurückwünschten. Mit dem Konfigurationswerkzeug MATE Tweak (eine Abspaltung des mintTools mintDesktop) lassen sich verschiedene vordefinierte Kombinationsvarianten für Panel und Menu auswählen.

MATE verwendet wie GNOME das GTK-Toolkit und unterstützt Wayland als WindowManager. Ab Ubuntu 14.04 gibt es eine offizielle Ubuntu-Variante mit dem MATE-Desktop – die für Linux Mint entwickelten MintTools stehen auch anderen Distributioenen zur Einbindung zur Verfügung: Alpine Linux, Arch Linux, Debian, Fedora, Gentoo, Linux Mint, Mageia, Manjaro, openSUSE, PCLinuxOS, Solus, Ubuntu MATE, Void Linux

Link: https://mate-desktop.org/

Mate Desktop
Budgie Logo BUDGIE

Bugie wurde von Ikey Doherty für seine eigene Linux-Ditribution EvolveOS entwickelt. EvolveOS wurde später in Solus umbenannt. Sein Design betont Einfachheit, Minimalismus und Eleganz und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, den Desktop auf verschiedene Weise zu erweitern oder anzupassen. Im Gegensatz zu Desktop-Umgebungen wie Cinnamon verfügt Budgie nicht über eine Referenzplattform, und allen Distributionen, die Budgie ausliefern, wird empfohlen, Standardeinstellungen festzulegen, die am besten zu ihrer gewünschten Benutzererfahrung passen. Budgie verwendet die Gnome-Techniken wie GTK+ (Version > 3.x) und wird vom Solus-Projekt sowie von Mitarbeitern aus zahlreichen Gemeinschaften wie Arch Linux, Manjaro Linux und Ubuntu Budgie entwickelt.

Bertel King schrieb 2018: “Budgie fühlt sich an, als hätte jemand die großartigen Dinge an GNOME genommen, all die nicht so großartigen Dinge herausgenommen, einige großartige Standardoptionen festgelegt und diese in die Welt hinausgeschickt.”

Version 1.0 von Budgie erschien am 18. Februar 2014. Seit Ubuntu 17.04 gibt es mit Ubuntu Budgie einen offiziellen Spin von Ubuntu mit Budgie als Desktop.

Budgie ist für viele Distributionen erhältlich: Arch Linux, Debian, EndeavourOS, Fedora (offiziell), FreeBSD, GeckoLinux (offiziell), Manjaro, NixOS, OpenMandriva, openSUSE, Solus (offiziell), SparkyLinux, SpiralLinux, Ubuntu (offiziell), VoidLinux

Link: https://blog.buddiesofbudgie.org/
GitHub: https://github.com/budgie-desktop/budgie-desktop

CINNAMON

CINNAMON (engl. für Zimt) ist eine weitere neuere Desktopumgebung für Linux. Auch Cinnamon wurde aus Gnome entwickelt, um unter Linux Mint eine Oberfläche zu schaffen, die die modernen Konzepte von Gnome 3 mit der traditionellen Bedienung von Gnome 2 kombiniert. Ursprünglich wurde Cinnamon als reiner Gnome 2-Fork entwickelt, da aber die Anpassung der Gnome Shell durch Erweiterungen sehr begrenzt war, entschied man sich für einen eigenen Gnome 3-Fork, der Cinnamon genannt wurde. Dies ist einer der Unterschiede zwischen MATE und Cinnamon. Cinnamon orientiert sich immer noch an Gnome so ist der WindowManager Muffin eine Abspaltung von Gnomes Mutter, der Dateimanager von Gnome (Nautilus) wird unter dem Namen Nemo weiterentwickelt. Cinnamon ist mittlerweile auch für andere Distributionen verfügbar.

Cinnamom gibt es auch ein einer 2D-Variante, die für Hardware ohne 3D-Beschleunigung angepasst wurde.

Cinnamon bietet viele optische Funktionen, wie Desktop-Effekte, Panels für Hauptmenü, Launcher, und andere. Zudem werden Applets in der Taskleiste unterstützt und eine Übersicht ähnlich der Gnome Shell. Es gibt einen Konfigurationseditor, Hi-DPI-Einstellung zur Skalierung der Darstellung. Auch wenn Cinnamon mir Gnome-ähnliches Erweiterung erweitert werden kann, sind die bereits vorhanddenen Erweiterungen für Gnome nicht mit Cinnamon kompatibel.

Cinnamon in der Version 1.0 wurde im Dezember 2011 veröffentlicht die Einführung in Linux Mint, wurde mit Version 1.4 (2012) unter Linux Mint 13 vollzogen. Cinnamon gibt es für verschiedene Distributionen, wie Ubunut (Ubuntu Cinnamon), Fedora, Gentoo Linux, Arch, Manjaro, Debian und andere.

Github: https://github.com/linuxmint/Cinnamon

Cinnamon Desktop
ICEWM

Logo IceWMZiel von IceWM ist Geschwindigkeit, Schlichtheit (simplicity) und Bedienerfreundlichkeit (not getting in the user’s way).

IceWM stellt aber trotz der Einfachheit einige Applets zu Verfügung mit dem sich der Datentransfer und die CPU-Last überwachen lässt, oder die einen schnellen Überblick über den Status der Mailbox, der verbleibenden Akkulaufzeit oder von Datum und Uhrzeit erlauben.
Das Aussehen lässt sich anhand von Themes, die zusätzlich installiert werden können, den eigenen Bedürfnissen anpassen.
Als 2007 die Firma ASUS seinen Eee-PC vorstellte, nahm die Verbreitung von IceWM sprunghaft zu, da dieses Mini-Notebook ein Linux von Xandros mit vorinstalliertem IceWM verwendet.

Link: http://www.icewm.org

IceWM Desktop
XFCE

Xfce ist eine ressourcenschonende Arbeitsumgebeung für unix-ähnliche Systeme

Die Entwicklung von Xfce wurde 1996 von Olivier Foudan bekonnen Zu Beginn basierte Xfce auf der XForms-Bilbliothek, daher stand die Abkürzung früher für XForms Common Environment. Die neuen Versionen verwenden nicht mehr die XForms, sondern bauen auf dem Gimp-Toolkit auch, wie GNOME. Deswegen ist das Akronym mittlerweile ohne Bedeutung.

Link: http://www.xfce.org

XFCE Desktop
LXDE – LIGHTWEIGHT X11 DESKTOP ENVIRONMENT

EDer Name LXDE steht für „Lightweight X11 Desktop Environment“. LX bedeutet gleichzeitig Linux. LXDE wurde 2006 von dem taiwanesischen Entwickler Hong Yen Jee aka PCMan ins Leben gerufen und wird aufgrund seiner internationalen Community in viele Sprachen übersetzt.

LXDE ist eine Oberfläche, die darauf optimiert wurde, energiesparend und schnell zu sein, was LXDE zu einer perfekten Alternative zu GNOME und KDE macht. Der Vorteil von LXDE ist, dass die Komponenten mit sowenig Abhängigkeiten wie möglich funtionieren, was LXDE leicht auf andere Systeme übertragbar macht.
LXDE verwendet Openbox als Fenstermanager, was der Schnelligkeit zu gute kommt. LXPanel ist das Desktoppanel, LXSessions der Sitzungsmanager und LXAppearance wird als Thememanager eingesetzt. Desweiteren sind die Komponenten PCMan File Manager als Dateimanager, leafpad (Texteditor), xarchiver (Archivierung) mit an Board, und GPicViewer zeigt Bilder schnell und einfach an. LXTerminal und LXTask sind für den fortgeschrittenen Benutzer mitdabei, der auf der Konsole arbeiten muss, und seine Task im Blick hehalten möchte. Für Unterhaltung sorgt der MusikPlayer LXMusic.

Link: https://www.lxde.org

LXDE Desktop
LXQt

LXQt ist quasi eine Weiterentwicklung von LXDE. Es ist genauso leichtgewichtig und wurde vom gleichen Entwickler wie LXDE ins Leben gerufen.
Der Entwickler war mit GTK3 nicht mehr zufrieden und schloss sich mit den Entwicklern von Razer-qt zusammen um LXDE auf Qt-Basis neu zu entwickeln. Heraus kam im Mai 2014 LXQt.

Link: http://lxqt-project.org/

LXQt Desktop
ENLIGHTENMENT

Ziel von Enlightenment ist so konfigurierbar wie nur möglich in den Bereichen Aussehen und Bedienung zu gestalten und sich im Funktionsumfang an sogenannten Desktop-Environments zu sein.

Enlightenment (meist kurz mit E bezeichnet) wurde 1997 von Carsten Haitzler ins Leben gerufen. Die erste Version war ein Hack des bekannten Window Manager FVWM und hieß Fvwm-XPM (Rastermans FVWM). Enlightenment wurde in der Folge jedoch als eigenständiges System entwickelt und erfreute sich lange Zeit großer Beliebtheit aufgrund seiner hohen Konfigurierbarkeit im Vergleich zu den damals gebräuchlichen Systemen wie TWM oder FVWM.

Link: https://www.enlightenment.org

Enlightenment Desktop
FVWM – F VIRTUAL WINDOW MANAGER

FWM ist ein modularer Festermanager und ist durch seinen qualitativ hochwertigen Quellcode bekannt.

Ursprünglich stand FVWM für Feeble Virtual Window Manager, doch mit den Jahren ging die Bedeutung des F verloren.
FVWM wurde 1993 von Robert Nation in Leben gerufen. Nation war verärgert über die Limitationen und den hohen Speicherverbrauch des Windowmanagers twm und beschloss sich twm genauer anzuschauen und in Sachen Speicherverbrauch zu optimieren. Nation war bis Version 1.24r der Leiter des Projekts, bis er es 1994 verließ. Sein Nachfolger Charles Hines gestaltete die Architektur völlig neu was leider einer Inkompatibilität zur Vorgängerversion nach sich zog. Mit FVWM95 wurde eine FVWM-Version geschaffen, die im Look-and-Feel nahe an Windows 95 angesetzt war.
Viele aktuelle Fenstermanager sind mit FVWM verwandt, unter anderem Xfce oder Enlightenment.

Link: https://www.fvwm.org
GitHub: https://github.com/fvwmorg/fvwm3/

FVWM Desktop
JWM Logo JWM

JWM (Joe’s Window Manager) ist ein Window Manager der besonders ressourecenschonend und sehr minimalistisch ist.

JWM wird von Joe Wingbermuehle entwickelt und ist in C geschrieben. Die erste Version von JWM erschien 2003. JWM verwendet als einzige Bibliothek Xlib um mit dem X-Server zu kommunizieren. JWM unterstützt aber einige zusätzliche Bibliotheken, die beim kompilieren also Option mit angegeben werden können.

JWM ist der Standart-Window-Manager bei den Distibutionen Damn Small Linux und Puppy Linux.

Link: https://www.joewing.net/progjects/jwm

Deepin

Deepin ist die Desktopumgebung der gleichnamigen Linux-Distribution aus China. Deepin wird vor allem für seine Ästhetik gelobt und sieht (meiner Meinung nach) aus wie eine Mischung aus Windows und Teilen von macOS.
Die Distribution basiert auf Debian, mit den typischen “nicht-westlichen” Anpassung für China. Die Oberfläche basiert auf Qt5.

Leider gibt es die Oberfläche nicht zum Nachinstallieren für andere Distributionen, auf Grund des modernen Aussehens ist es hier aber dennoch eine Erwähnung wert.

Link: https://deepin.org/

Deepin Desktop

Screenshots aller vorgestellten Distributionen

 Letztes Update: Fr, 08. Sep. 2023
Ursprünglich veröffentlicht:  Sa, 02. Sep. 2023

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