Browser Auswahl

Browser – die Qual der Wahl

In meinem vierte Teil “Qual der Wahl” geht es heute um die vielen verschiedenen Browser, die es unter Linux gibt. Es gibt immer noch welche, die so alt sind, wie das Internet selbst.

Teil 1 der Serie: Windows-Programm-Alternativen
Teil 2 der Serie: Welche Distribution ist die Richtige?
Teil 3 der Serie: Desktopumgebungen unter Linux

Dadurch, dass sich die Browser nicht großartig von der Oberfläche her unterscheiden, verzichte ich hier ausnahmsweise auf Screenshots. Wir alle wissen, wie ein Zurück- und Reload-Button aussieht 😉

Kleine Geschichte des Internet

1969 startete der Vorläufer des Internet: ARPANET. ARPANET war ein Netzwerk, dass verschiedene Universitäten in den USA miteinander verband, um damit die Rechnerleistung der Großrechner effizienter zu nutzen. 1973 wurde von Vinton G. Cerf und Robert E. Kahn eine frühe Version des TCP-Protokolls entwickelt, um andersartige Netze mit einander zu verbinden. Durch Weiterentwicklung wurde daraus TCP/IP. In der Anfangszeit wurden die große Datenmenge durch E-Mail-Verkehr übertragen. Telnet und TCP verursachte nur einen kleinen Teil.
1981 kamen zu dem Protokoll TCP noch IPv4 und ICMP hinzu und zusammen wurden diese Protokollen spezifiziert, so dass sie einen Standard bildeten. Mit der Umstellung von ARPANET auf IP (Internet Protocol) wurde auch der Name Internet geprägt. Als 1984 DNS eingeführt wurde, wurde es möglich Rechner auf der ganzen Welt mit “Namen” anzusprechen.
Das Internet wuchs auch über die Grenzen der USA hinaus und es entstanden erste Dienste, wie das Usenet. Daraus entwickelte sich die Netiquette(…) und die ersten Anzeichen einer Netzkultur.
1990 wurde das Internet schließlich kommerzialisiert. Als Tim Berner-Lee 1989 die Grundlagen des WWW (World Wide Web) schuf und seinen “Hypertext”-Dienst veröffentlichte wurde das Internet weltweit verfügbar.
Ab 1993 wuchs das Internet rasant an und der erste Webbrowser MOSAIC wurde geschaffen und AOL war die treibende Kraft hinter dem Aufstieg des Internet. Da sich abzeichnete, dass die IPv4-Adressen langsam knapp werden wurde 1995 IPv6 veröffentlicht. IPv6 ist heute der Standard, auch wenn viele Web-Server immer noch mit einer IPv4-Adresse erreichbar sind. Auch dieser Blog besitzt noch eine IPv4-Adresse neben einer IPv6-Adresse.
2022 lagen der Anteil bei den über 14-Jährigen, die einen Internetzugang haben in Deutschland bei 95%!

Die Qual der Wahl – Welche Browser gibt es?

Nun es gibt aktuelle Browser, die sich immer am aktuellen Stand der Technik orientieren, wie Google Chrome, Mozilla Firefox, oder auch der auf Chromium basierende Microsoft Edge.

Google Chrome Google Chrome und Chromium

Google Chrome ist der weltweit am meisten genutzte Webbrowser. Bereits 2012 überholte Chrome Microsofts Internet Explorer(32,8% zu 31,9%). Nach aktuelleren Zahlen hat Chrome mittlerweile einen Marktanteil von über 63%.
Die erste Version wurde 2008 für Windows veröffentlicht – 2010 folgte eine Version für Linux und macOS.
Zu den Vorteilen von Chrome gehören schnelle Leistung, die Anpassbarkeit durch AddOns, die nahtlose Integration in alle Google Dienste (Single SignOn), stabiles und sicheres Browsing und die Unterstützung von Web-Apps.
Die Nachteile sind Tracking und der Datenhunger in Verbindung mit den Google Diensten.
Google Chrome basiert auf der OpenSource-Variante Chromium – welche seit 2008 weiterentwickelt wird und plattformübergreifend verfügbar ist.

Edge Microsoft Edge

Edge ist seit 2019 der Nachfolger des Internet Explorers. Edge basiert wie Chrome auf Chromium, hat aber eigene zusätzliche Funktionen wie die Integration von Cortana, Live-Kacheln und eine nahtlose Integration in Windows.
Seit Oktober 2020 (Version 79) ist Edge auch für Linux verfügbar.
Die Vor- und Nachteile sind die gleiche wie bei Chrome, wobei, nach eigener Empfindung, Chrome unter Linux und Android performanter ist als Edge.
Edge ist ClosedSource, mit Ausnahme des Chromium-Teils.

Firefox Mozilla Firefox

Der Firefox erblickte im September 2002 das Licht der Welt und wird seit dem immer weiterentwickelt, auch wenn er, was die Nutzerzahlen angeht, immer mehr an Marktanteil verliert (2017 861 Millionen bis 2019 270 Millionen) Deutschland ist Firefox weltweit gestehen am treuesten. Seit 2004 ist die Variante für Linux verfügbar – seit 2011 eine 64bit-Version für Linux.
Die Vorteilen von Firefox sind die Standard-Treue, die hohe Geschwindigkeit, die Anpassbarkeit durch Erweiterungen und vor allem der Fakt, dass Firefox OpenSource ist. Zudem ist Firefox für viele Betriebssysteme verfügbar.
Der schwerwiegendste Nachteil ist, dass Firefox bei vielen geöffneten Tabs schnell an Performance verliert.

Opera Opera

Opera ist ein proprietärer Browser der Firma Opera Software aus Norwegen. Opera gehört seit 2016 einem chinesischen Konsortium aus Shenzhen, Peking und Yinchuan, Sitz ist aber weiterhin Oslo.
Anfangs wurde der eigenen HTML-Renderer Presto, ab 2012 wurde aber auch hier wie bei vielen anderen Browsern Googles WebKit bzw. Blink eingesetzt.
Vorteile von Opera: Schnell, ressourcensparend, integrierter Werbeblocker, VPN-Funktionalität, praktische Funktionen wie SpeedDial und eine Notiz-Funktion. Dies macht Opera quasi zu einem Rundum-Sorglos-Paket bei den Webbrowsern.
Opera hat jedoch im Vergleich zu den anderen wichtigen Browsern einen geringen Marktanteil und bietet nicht so viele Erweiterungen.
Opera ist ClosedSource.

GnomeWeb Epiphany (Gnome Web)

Epiphany ist der Webbrowser von GNOME. Heute hört Epiphany auf den Namen “Gnome Web”. Gnome Web ist wie GNOME selbst auch OpenSource und in jeder GNOME-Installation vorinstalliert.
GNOME Web ist seit 2003 Teil des GNOME Projekts.
GNOME Weg unterstützt wie alle modernen Browser Tabs, Cookie-Verwaltung und einen Popup.-Blocker. Zudem ist ein Werbeblocker integriert. GNOME Web verwendet WebKit um die Webseiten anzuzeigen.
Die Vorteile von GNOME Web sind die Leichtgewichtigkeit, nahtlose Integration in den GNOME-Desktop und die einfache Benutzeroberfläche.
Nachteile: Weniger Funktionen und Erweiterungen als andere Brwoser. Chrome und Firefox sind schneller.

Midori

Midori ist ein seit 2007 verfügbarer Webbrowser. Er verwendete ursprünglich WebKit, seit 2019 ist auch hier Chromium die Basis. Midori ist für alle gängigen Betriebssysteme verfügbar. Für Linux gibt es .deb-Pakete und AppImages.
Seinen Ursprung hat Midori in der Entwicklung des XFCE-Desktop, bei dem Midori von 2007 bis 2015 mit an Bord war.
Midori gilt als sehr leichtgewichtig, schnell und bietet Integration in die XFCE-Oberfläche. Midori hat eine einfache Benutzeroberfläche.
Zu den Nachteilen gehören weniger Erweiterungen und Funktionen als bei den anderen Browsern.
Midori ist OpenSource

Qutebrowser Qutebrowser

Qutebrowser (Aussprache wie im Englischen Cute Browser) ist ein seit 2014 verfügbarer Browser der auf der QtWebEngine basiert und für die Bedienung mit der Tastatur optimiert wurde.
Der Boweser ist für alle gängigen Betriebsysteme verfügbar. Qutebrowser ist OpenSource
Die Vorteile von Qutebrowser sind die Tastatursteuerung, die hohe Anpassungsfähigkeit, er ist ideal für Poweruser und Entwickler und hat einen geringen Ressourcenverbrauch.
Durch die Tastatursteuerung ist er weniger für Anfänger geeignet, da man sich erst einarbeiten muss, also nicht intuitiv zu bedienen ist, wie die anderen Browser.

Konqueror Konqueror

Konqueror ist der Standardbrowser unter KDE. Er vereint Webbrowser, Dateimanager, FTP-Client und Dateibetrachter. Konqueror wurde bereits 1996 veröffentlicht und dies macht ihn zu einem der ältesten Browser, die immer noch weiterentwickelt werden.
Der Name ist eine Anspielung auf die Namen der anderen ersten Browser: Netscape “Navigator”, Internet “Explorer -> Erforscher” und nun der “Konqueror -> Eroberer”. das “K” von Konquerer bezieht sich auf seine Zugehörigkeit zu KDE.
Konqueror benutzt KHTML als Render-Engine, kann aber auch WebKit und Blink als Renderer verwenden.
Vorteile: Integrierte Funktionen wie Dateimanager und Dateibetrachter, Webstandard-Treue.
Nachteile: Nicht so schnell wie andere moderne Browser, weniger Erweiterungen.
Als Teil von KDE ist Konqueror OpenSource und nur für Linux verfügbar.

Falkon Falkon

Falkon ist ein 2010 veröffentlichter Browser, der auf QtWebEngine basiert. Falkon ist OpenSource.
Falkon kann Screenshots von der gesamten Seit erstellen und hat SpeedDials wie Opera. Falkon passt sich der Desktop-Oberfläche an, in dem er das Ikon-Thema und die Farben des Desktop übernimmt.
Falkon enthält von Haus aus einen Werbeblocker. Falkon wird von Daid Rosca entwickelt und ist unter dem Dach von KDE zu Hause.
Zu den Vorteilen zählen: Leichtgewichtig, schnell, Datenschutzfunktionen wie Werbeblocker und Tracking-Schutz, Erweiterungsfähigkeit.
Die Nachteile sind die geringe Popularität.

Dillo Dillo

Dillo gehört auch zu den älteren Browsern – er wurde bereits 1999 veröffentliche. Dillo wird leider seit 2015 nicht mehr weiterentwickelt, was aber der Einfachheit und den wenigen Funktionen geschuldet ist. Dillo kann auch im Jahr 2023 noch viele Webseiten anzeigen, wenn auch nur rudimentär. Mein WordPress-Blog kann dillo leider nicht anzeigen.
Vorteile: Sehr geringer Ressourcenverbrauch, schnell, ideal für ältere Computer oder Minimalisten.
Nachteile: Stark begrenzte Funktionalität, keine Unterstützung für moderne Webstandards oder komplexe Websites.
Dillo ist OpenSource

Lynx

Lynx ist eine komplett andere Art der Webbrowser. Interessant ist Lynx allemal, da Lynx als Textbrowser einen anderen Ansatz hat. Lynx ist dadurch perfekt für Terminals ohne Maus oder um Webseiten auf das Wesentliche zu reduzieren: Informationen in Form von Text.
Der Browser wurde bereits 1992 entwickelt und veröffentlicht und das macht ihn definitiv zu einem der ältesten Browser überhaupt (neben MOSAIC).
Lynx existierte schon BEVOR Tim Berners-Lee das WWW erfand und ist seit 1995 OpenSource.
Lynx wird als Webcrawler eingesetzt oder um mit Shellskripten Webseiten zu durchsuchen und Informationen zu filtern. Textbrowser sind die schnellsten Browser, da keine Grafiken geladen und Schrift gerendert werden müssen. Zudem wird Lynx benutzt um Webseiten für die Braillezeile oder für Screenreader zu optimieren, damit Webnseiten auch für Menschen mit eingeschränkter Sehkraft verfürgbar sind.
Die Barrierefreiheit, die Ressourcenschonung und die Tastatursteuerung.
Nachteile, wenn es denn in dem Fall Nachteile sind, ist die Tatsache, dass Lynx keine Grafiken oder Multimedia-Inhalte anzeigen kann und kein Javascript beherrscht.

Apple Safari

Apple Safari erwähne ich hier nur der Vollständigkeit halber. Seit 2003 ist Safari der Standardbrowser für iOS und macOS.
Apple Safari ist seit 2010 nicht mehr für andere Betriebssysteme verfügbar.

Installation

Alle hier vorgestellten Browser sind entweder über die Distributions-Repositories oder über Flathub bzw. Snap verfügbar, oder können als AppImage heruntergeladen werden.

Statistiken (by statcounter)

Im ersten Screenshot sieht man gut den Niedergang des IE und den aufstieg von Googles Chrome. Der zweite Screenshot verdeutlicht die automatischen Updaten von Chrome, was an der Zickzack-Linie zu erkennen ist.
Screenshot 3 und 4 zeigen den Marktanteil der wichtigen Browser – einmal für Deutschland und einmal weltweit. Zu erkennen ist dass Deutschland beim Marktanteil des Firefox viel höher liegt als weltweit gesehen.

 Letztes Update: Mo, 04. Sep. 2023
Ursprünglich veröffentlicht:  So, 03. Sep. 2023

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert